Kantorei, Vokal Fatal und Bläserkreis zurück von Partnerschaftsreise nach Borås
Der Klang des "Sommarpsalm" Bericht aus "Neue Westfälische" von Karsten Schulz
Himmelfahrts-Wochenende 29. Mai - 1. Juni
Espelkamp (nw). Die erste "normale" Probe in der Heimat Espelkamp haben die Sängerinnen und Sänger der Kantorei der evangelischen Martins-Gemeinde und des Chores "Vokal Fatal" bereits wieder absolviert. Die Erlebnisse und Eindrücke ihrer viertägigen Schweden-Konzert- und Partnerschaftsreise zu den Freunden des Caroli-Chores in Espelkamps Partnerstadt Borås sind aber noch längst nicht verarbeitet. "Das wirkt noch lange nach, weil es einfach so beeindruckend war", sagt Choristin Angelika Cording aus Rahden. Alle stimmten ihr bei.
Beeindruckend, ja fast überwältigend, war allein die Gastfreundschaft, die den etwa 40 Espelkampern, darunter auch Mitglieder des Bläserkreises, entgegengebracht wurde. Nach gut 13-stündiger Busfahrt am Gemeindezentrum mitten in der schwedischen Großstadt angekommen, durften sich die Freunde aus dem fernen Deutschland gleich an einer leckeren Blumenkohlsuppe mit frischem Gemüse und Brot laben. Vor ihnen standen Krüge mit Gurken- und Zitronenwasser, um den großen Durst zu stillen.
Der bekannte Schütz-Satz "Aller Augen waren auf dich" wurde gemeinschaftlich gesungen, die einen auf schwedisch, die anderen auf deutsch. Carl-Gustaf Ekström, Leiter des Caroli-Chores, begleitete am Klavier. Pfarrer Stefan Hiller hatte die Gäste im kleinen Gemeindesaal begrüßt.
Wie sein Name bereits vermuten lässt, stammt er aus Deutschland. Er lebt seit 20 Jahren in Schweden und freute sich darauf, einmal wieder in einem Bläserkreis mitspielen zu können, weil es solche in Schweden im kirchlichen Umfeld so nicht gibt.
Abends löste sich die Gemeinschaft regelmäßig auf. Der weitaus größte Teil war untergebracht im Gästehaus der Caroli-Gemeinde, wunderschön gelegen an einem See im Vorort Bovik, ein kleiner Teil der Mitfahrer schlief in schwedischen Gastfamilien und einige wenige hatten sich in Hotels einquartiert. Zu den Proben fanden alle wieder zusammen.
Und die hatten es in sich. Sie waren intensiv und anstrengend zugleich, gab es doch das Sprachproblem. Auch Englisch als gemeinsame Fremdsprache ist - auf längere Zeit gesprochen - eher anstrengend.
Doch sowohl Tobias Krügel, Kantor der Martinsgemeinde als auch Carl-Gustaf Ekström fanden schnell musikalische Gemeinsamkeiten, sprachen sich problemlos ab und kamen sich auch zwischenmenschlich schnell näher.
Die typische schwedische Eigenart des häufigen Kaffeetrinkens kam bei den Espelkamper Freunden gut an. Stündlich gab?s Nachschub vom belebenden Getränk - natürlich immer auch ein kleines Gebäckstück dazu.
Überhaupt die Versorgung: Die gesamte Reise über wurde die deutsche Gruppe vor Ort vom nur 16-köpfigen Chor bestens versorgt. Ob es sich nun um ein Barbecue handelte, zünftig auf der Veranda auf großen Grills, im Gästehaus der Gemeinde angerichtet oder um ein festliches Fisch-Büfett beim Partnerschaftsabend - die Gäste mussten zu keinem Zeitpunkt befürchten, hungrig ins Bett gehen zu müssen. Selbst am Abfahrtstag war an alles gedacht: Für jeden Sänger gab?s ein Lunchpaket mit auf die lange Rückreise.
Die Musik stand jedoch bei allen Vorhaben im Mittelpunkt des Treffens. Gemeinsam sangen die Gruppen auf schwedisch immer wieder gerne den berühmten "Sommarpsalm", für Schweden fast so etwas wie eine zweite Nationalhymne. In den Proben wuchsen die Chöre zu einem musikalisch beeindruckendem Klangkörper zusammen. Diese perfekte Zusammenarbeit gipfelte schließlich in einem Konzert, zu dem die Caroli-Gemeinde die gesamte Bevölkerung in ihr Gotteshaus eingeladen hatte.
Insgesamt brachten die Chöre, darunter auch der Bläserkreis, 15 ganz unterschiedliche Stücke zu Gehör, die mal von Ekström mal von Krügel dirigiert wurden. Tony Thornberg begleitete am Flügel und Ekström registrierte an der großen Caroli-Orgel während der beiden Werke "Jubilate Deo" von Benjamin Britten und "The Lord bless you" von John Rutter. Tobias Krügel spielte mehrfach die Trompete bei den Bläsersätzen.
Beim sich anschließenden festlichen Abend im großen Saal des Gemeindehauses wurden gegenseitig Geschenke ausgetauscht. Espelkamps Chor-Sprecherin Christina Wojahn begrüßte die Freunde auf schwedisch und ging auf den inzwischen 24 Jahre währenden Kontakt zwischen den Chören ein. "Leider konnten wir nicht zu Ihrer 100-Jahr-Feier anreisen, weil es bei uns gerade einen Kantoren-Wechsel gab. Aber ich glaube, das haben wir jetzt wieder nachholen können," sagte sie. Anne Peschel überbrachte die Grüße von Bürgermeister Heinrich Vieker, der gerne zur Einweihung des Textilmuseums gekommen wäre. "Wir hatten aber leider Kommunalwahlen, so musste er absagen", so die Choristin. Gemeinsam sprachen die Espelkamper eine Gegeneinladung an die Freunde aus Borås aus, die versicherten, "wahrscheinlich in zwei Jahren zu kommen". Peschel übereichte das jüngste Geschichtsbuch, das vom Espelkamper Geschichtskreis erstellt worden war. Pastor Stefan Hiller freute sich: "Es bekommt einen Ehrenplatz in unserer Gemeindebücherei."
Musik begleitete die Sängerinnen und Sänger aus Espelkamp während der gesamten Partnerschaftsreise. Um 6 Uhr weckte der Bläserkreis mit einem Morgen-Choral diejenigen, die im Gästehaus am See untergebracht waren. Zwei Mal war dieser Choral auch als Geburtstagsständchen gedacht. Tagsüber erklangen Volkslieder oder mehrstimmige Choräle.
Während eines Ausfluges zu einer alten Festungsburg, malerisch zwischen Bächen, Flüssen, Seen und Wäldern gelegen, nahm sich ein Tubist vom Bläserkreis sein Instrument und entschwand Richtung Kuhweide. Dort hielt er den Nutztieren einen musikalischen Vortrag, den diese sichtlich genossen.